In den USA soll der Kampf gegen Online-Piraten verschärft werden. Wie der amerikanische IT-Nachrichtendienst « CNET » unter Berufung auf informierte Kreise meldet, wollen AT&T und Comcast, zwei der größten Internet-Anbieter des Landes, künftig mit der Musikindustrie beim Vorgehen gegen illegalen Dateitausch direkt zusammenarbeiten. Das Vorhaben ist Teil einer neuen Strategie, die die bisherige Klagekampagne des Musikindustrieverbandes RIAA gegen Online-Raubkopierer ersetzen soll. Dabei wurden Tausende Amerikaner vor Zivilgerichte gebracht, die dann entweder zu Schadenersatz verurteilt wurden oder sich für mittlere vierstellige Geldbeträge außergerichtlich mit der RIAA einigten.
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Auf EU-Ebene wird unterdessen über ein mehrstufiges System verhandelt. In einem Report des spanischen Sozialisten Manuel Medina, der dem EU-Parlament vorliegt, wird ein breites neues Instrumentarium empfohlen. Das Papier entstand in Zusammenarbeit mit Janelly Fourtou, der Frau des Ex-Chefs des franzöischen Medienkonzerns Vivendi, und sieht unter anderem Bedarf an einer EU-weiten « Three Strikes »-Regel sowie dem Einsatz neuartiger Netzfilter, die den Austausch geschützter Dateien nahezu unmöglich macht. Der Netzbürgerrechtsverein « La Quadrature du Net » hält die Vorschläge für « lächerlich repressiv ». Außerdem widerspreche der Report den bisherigen Ansichten des EU-Parlamentes, das entsprechende harsche Regelungen mehrfach abgelehnt habe. Der Kultur und der Öffentlichkeit nütze dies hingegen überhaupt nicht. Auch der Medina-Report fordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Internet-Providern und Copyright-Inhabern, wie sie derzeit in den USA beginnt. So dürften die dann womöglich die eigentlich aus sicherheitspolitischen Motiven vorgehalten Vorratsdaten nutzen, um auch noch Monate später herauszufinden, wer wann welche Internet-Adresse besaß, um Dateitauschern auf die Schliche zu kommen und sie zu belangen.
http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/raubkopierer-fliegen-aus-dem-netz/